Leben im Gleisbett

Wo gibt es denn sowas? In München jedenfalls nur im Quartier Baumkirchen Mitte. Der Landschaftspark des Quartiers ist einmalig, denn die sogenannte ökologische Vorrangfläche ist von den Menschen, die hier wohnen und arbeiten, auf Stegen betretbar und damit auch zu erleben. Auf den nährstoffarmen Böden zwischen den stillgelegten Gleisen hat sich im Laufe der Jahre ein einzigartiger Lebensraum für seltene Pflanzen und Tierarten entwickelt.

Buddleja davidii, der Schmetterlingsstrauch, gehört zur Familie der Sommerflieder. Der sommergrüne Strauch kann eine Höhe von drei bis vier Metern erreichen und bildet von Juni bis Oktober große, blau-violette Blütenrispen aus. Deren betörender Duft zieht Tagfalter wie Admiral, kleinen Fuchs, Tagpfauenauge, Zitronenfalter und Kohlweißling geradezu scharenweise an. Das auch in vielen Gärten beliebte Gehölz hat im Landschaftspark am Gleisdreieck an vielen Stellen Wurzeln geschlagen, auf den nährstoffarmen Böden treibt es zwar nicht ganz so üppige Blüten, dafür wird das Holz stärker und der Strauch entsprechend robuster. Besonders seine Fähigkeit, auch Trockenzeiten gut zu überstehen, qualifiziert den Schmetterlingsflieder für das Biotop Baumkirchen Mitte.



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Oedipoda caerulescens, die blauflügelige Ödlandschrecke ist ein Musterbeispiel perfekter Tarnung: wenn man sie also kaum oder gar nicht sieht, liegt es daran, dass sie ganz nach Bedarf grau oder braun ist, aber auch rotbraun, gelblich oder fast schwarz sein kann. Im Larvenstadium passt sich ihre Grundfärbung immer mehr an die des Untergrunds an, sind die Tiere erwachsen, suchen sie einfach ein zu ihrer Körperfarbe passendes Bodensubstrat auf. Unter Lichteinfluss kann sich die Farbe auch ändern – allerdings irreversibel. Ihren Namen verdankt die bis zu 28 mm große Schrecke zum einen ihrem bevorzugten Lebensraum mit sandigen, durchsonnten Grasflächen, zum anderen der hübschen blauen Färbung der Hinterflügel.



Oedipoda caerulescens MHNT

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